About the Track
- Added on 6 January 2025
- Year of creation 2024
- Label Eigenproduktion SRG
- 37 plays
Credits
Ein Zürcher Klavierensemble:
Simone Keller
Rafael Rütti
Asia Ahmetjanova
Stefan Kägi
Yoko Sawa
Stefan Wirth
Konzertaufnahme: 22. September 2024, Citykirche Offener St. Jakob am Stauffacher, Zürich (Uraufführung)
Tonmeister/Musikregie: Marcel Babazadeh
Die Vorstellung eines übergrossen Raumes, welcher die Grenzen unserer Wahrnehmung übersteigt, ist nur als Illusion darstellbar. Musik lässt uns diese Illusion eines Raumes in einer anderen Dimension ebenfalls nur erahnen. Wenn wir Sequoias (den Mammutbäumen) im städtischen Umfeld begegnen, werden diese Vorstellungen etwas realer. Die viel Platz einnehmenden Bäume mit ihrem kegelartigen Aufbau, den schräg abfallenden Ästen und den konisch gebauten Stämmen mit den brüchigen Rinden, sind mit ihrer schieren Grösse kleine Wunder. Sie sind die musikalischen Projektionsräume und Impulsgeber dieser vier Kompositionen.
Jedes der sechs Klaviere in temperierter Stimmung ist auf einem differenten Stimmton eingerichtet mit einem Abstand von 1/12 Ton. Mit dieser Stimmung wird der Tonhöhenraster unseres Hörbereichs um das Sechsfache verfeinert und es entsteht ein Netz aus 528 Tonhöhen/Tasten anstatt deren 88. Dieses Setting hat der russisch/französische Komponist Ivan Wyschnegradsky erstmals im 20. Jh. erprobt.
Sequoia l - lV
Sequoia ist eine Komposition, die mit musikalischen Mitteln geometrische Figuren darzustellen versucht. Die feine Tonhöhenrasterung erlaubt es, geschwungene Linien oder dichte Cluster zu bilden, massive Klangballungen oder zarte Mikrovariationen darzustellen. Diese sind vage, schwebend oder verschleiert. Durch die engen, äquidistanten Intervalle ergeben sich unterschiedlich pulsierende Aggregate, und an
einzelnen Stellen erscheinen regelrechte Vibrato. Tonwanderungen in kleinsten Schritten und langsamste Glissandi am Schluss zeigen neue Möglichkeiten kompositorischer Felder mit sechs neu gestimmten Klavieren auf.
Sequoia ll: In dieser Komposition sind statische und langsam sich verändernde Strukturen hörbar, die sich wie Säulen oder leicht geneigte Flächen zeigen. Zeitebenen kontrapunktieren mit asymmetrischen Rhythmen, die in der proportionalen Notation (Space Notation) geschrieben sind. Pulsierende Tontrauben (Clusters) stehen Trillern in hohen Lagen gegenüber, repetierte Töne und Tremoli zeichnen Linien in den Raum und langsame Farbänderungen der Klänge wandern wie Schatten vorüber.
Sequoia lll: In ein Gelände von unterschiedlichen Texturen mit sechs Klavieren mit feinstufiger Skordatur führt uns Sequoia lll. Auf der Basis eines tiefen Bassfundaments (sind das die Wurzeln der Sequoia?) blitzen scharfe Klänge in den höchsten Lagen auf, während ein Glissando, als Stafette der sechs Klaviere, langsam in die Höhe steigt. Verteilt über die verschiedenen Instrumente sind nun auch kleinstufige Melodien hörbar, durch den reichlichen Pedalgebrauch wird der Klavierklang verflüssigt und verschmilzt zu langen Gebilden. Im Idealfall weiss man beim Hören nicht mehr genau, was für Instrumente da gerade am Spielen sind.
Sequoia lV: Die vierte und vorläufig letzte Komposition des Sequoia Zyklus zeigt zu Beginn vage Gleichgewichte von Oktavtexturen. Hier empfindet man das leichte Schwanken der Tonhöhen als Vibrato, ein Begriff der nicht zu einem Klavier mit fixierten Tonhöhen passt. Das Instrument Klavier klingt mit dessen Vervielfachung gänzlich neu in dieser vibrierenden Gestalt. Die Klänge werden einer Transformation unterworfen, welche neue Formen ermöglichen. Wir hören kompakte Tonballungen in tiefen Lagen, sie stehen wie Felsbrocken in unbekannter Landschaft. Zitiert wird gegen Ende von SEQUOIA das 1979 geschriebene Klavierstück 'Schwarz Weiss', mein erstes Werk
für Klavier solo in der Technik von wiederholten Pattern.
www.eduhaubensak.ch/biographie