Thise Gloor. 1969
Piano, Komposition, Leitung
1990 bis 1995 Studium an der Jazzschule Luzern und an der Musikakademie Basel (Komposition, Musiktheorie) u. a. bei Roland Moser.
Gloor spielte in verschiedenen Formationen im Bereich Jazz und Improvisation (Kieloor Entartet, Michael Gassmann Quartet u.a.) von 1989 bis 1996. Mitglied von Nadelöhr, später KOJ Zurich ab 1997 und bis heute Fabulous Fable Quartett. Freischaffender Komponist / Improvisator / Interpret.
Sein Interesse als Komponist und Produzent gilt akustischen Phänomenen im allgemeinen und den Rändern des Begriffes Stil im Speziellen. In den Kinderjahren mit viel Mozart und Haydn und einer grossen Liebe für Schubert aufgewachsen, entdeckte er als Jugendlicher den Jazz und später durch den Mentor und ein grosses Vorbild Matthias Bruppbacher an der Kantonschule Wetzikon, wo er auch einige Aufführungen des Schulorchesters mit Generalbass begleitete und Erfahrungen mit Kammermusik sammelte, die neue Musik.
Dort hatten ihn vor allem die Klavierstücke und das Stück "Gruppen für drei Orchester" von Karlheinz Stockhausen tief beeindruckt. Auch die Musik von Olivier Messiaen fanden Wiederhall in einigen Kompositionen für Kieloor Entartet. Die Mischung aus tiefer Musikalität, einer absolut einzigartigen Klangsprache und den durchaus handfesten Anleitungen und Analysen dieses Komponisten in seinen Tome faszinierten ihn. Auch die Werke von Webern spielten eine sehr wichtige Rolle bei der Ausprägung seines Stils.
Der Aufenthalt an der Musikakademie Basel zeigten ihm dann seine Möglichkeiten, aber auch Grenzen. Längere Zeit machten ihm seine Versuche die grossen Komponisten zu verstehen, sie nachzuahmen, ihnen (sogar in der Wahl des Schreibwerkzeuges) nachzueifern und ein Gefühl der Unzulänglichkeit, gepaart mit einem grossen Willen, dieses alles in einem "paranoiden System" zusammenzuzurren, einige Schwierigkeiten.
Zwischen 1994 und 2003 schuf erAuftragskompositionen für Trio Lépic, Katarakt, Ensemble „oggi musica“, „Nadelöhr“, „Schweizerische Naturforschende Gesellschaft“, „Seebahn- Quartet“ u.a.
Sein Schaffen als Komponist und Pianist ist auf 11 CD’s dokumentiert. Das Werkverzeichnis enthält ca. 30 Werke.
Dank seinen Kontakten zu ausgezeichneten Interpreten / Komponisten / Auftraggebern, hier sind Rico Gubler, Matthias Steinauer, Markus Hochueli, Vera Fischer, Franziska Müller, Nicole & Nina Hitz, das Seebahn - Quartett, das Trio Lépic zu nennen, war es ihm möglich einige ausgezeichnete Aufnahmen seiner Werke zu realisieren. Hier sind natürlich seine langjährigen Freunde Lucas Niggli und Matthias Kielholz und später Emmanuel Schnyder, die Mitglieder von Kieloor Entartet waren, als erste zu nennen. Mit ihnen durfte er die grössten Abenteuer, Erfolge und Abstürze erleben.
In diese Zeit gehen auch die Kontakte zu Christoph Grab, Dominik Burger, Christian Strässle, Thomas Hirt, Fredi Schmid, Michael Gassmann, Kriz Flueler, Bernhard Bamert, Jan Brönimann, Werner Hasler, Felix Utzinger u.v.m zurück.
Von einigen dieser Zusammenarbeiten liegen vom Jazzfestival Schaffhausen 1991, Jazzfestival Schaffhausen 1994 und Jazzfestival Schaffhausen 2011 ausgezeichnete Live - Aufnahmen von SRF ( Radio DRS ) vor. Auch viele der auf UnitRecords veröffentlichten Produktionen von Kieloor Entartet, Nadelöhr, Fabulous Fable Quartet und Michael Gassmann Quartet wurden in den Studios von SRF oder in Koproduktion mit SRF ( DRS 2 ) aufgenommen.
Gloor leitete von 1999 bis 2012 das Jugendensemble (Jugend - Orchester) Hinwil, wo sich seine Kenntnisse des Orchester - Klanges und der Orchesterorganisation sehr vertiefen liessen.
2004 Gründung und Aufbau des Tonstudios tonwerk132 in Wetzikon.
Seit 2016 Geschäftsführer des Kultur & Kunst - Klubs RAUM132 in Wetzikon. Dort realisierte er von 2007 bis 2013 ein kleines Jazz- Festival Wetzikon, wo verschiedene aktuelle Jazz - Formationen auftraten und auch Uraufführungen seiner eigenen Werke zu hören waren. Unter anderem 2016 das grosse Projekt WALLA, bei dem die erste Szene der Oper WALLA mit Robert Koller als Solist und einem hochkarätigen Ad - Hoc - Orchester uraufgeführt werden, oder 2013, wo das Werk Kraissler 2.1 zur einzigen Aufführung kam; eine Nachschöpfung des Konzeptes "Wie die Zeit vergeht" von Karlheinz Stockhausen, in dem er genauestens beschreibt, welches Konzept dem Werk "Gruppen für drei Orchester" zugrundeliegt. Diese leider undokumentierte Aufführung für drei unabhängig agierende Bands mit je eigener Rhythm Section war eine grosse Sache, die eine Wiederaufführung verdient hätte.
2015 war die Uraufführung des Werkes Amphimakros mit komponiertem Bläserpart und improvisierender Rhythm Section mit Philipp Saner als Solist an der Gitarre ein Höhepunkt. Auch ein Wendepunkt seines Schaffens in dem die automatisierte Verfertigung von Kunst und Ideen immer mehr in den Vordergrund traten. Deshalb beschäftigt er sich vermehrt mit dem Mischen verschiedener selbst produzierter, komponierter und improvisierter Musik und den Klängen allgemein, synthetische und akustische. So sind auch zahlreiche rein elektronische Tracks entstanden, von welchen bislang vier unter Thise Gloor Straight offiziell veröffentlicht sind.
2017 dirigierte Thise Gloor an der Musiknacht Wetzikon die Suite L' histoire du soldat von Igor Stravinsky und erfüllte sich so einen Herzenswunsch. Immer wieder durfte er eigene Werke dirigieren. Hier ist stellvertretend das Projekt oggi musica meets Irène Schweizer von 1999 zu nennen. Dort dirigierte Gloor die Uraufführung des klassizistischen Werkes mit einer freien Kadenz der Solistin in Lugano.
Thise Gloor ist zudem seit 1989 als ununterbrochen als Klavier- und Keyboardlehrer, zuerst an der Musikschule Zürcher Oberland und seit 2016 an der Musikschule Uster Greifensee, tätig.