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Gérard Zinsstag - Notturno für Klarinette, Klavier und Streichquartett (2021) - neo
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Notturno für Klarinette, Klavier und Streichquartett (2021)

24 plays
Composer
Interpreters
Claudio Martinez Mehner Reto Bieri Merel Quartett
Composition, Chamber music
36 tracks


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Added on 8 November 2022

Year of creation
2021
Label
Eigenproduktion SRG

Credits and thanks

Reto Bieri, Klarinette
Claudio Martínez Mehner, Klavier
Merel Quartett:
Mary Ellen Woodside, Violine
Edouard Mätzener, Violine
Alessandro D’Amico, Viola
Rafael Rosenfeld, Violoncello

Konzertaufnahme: 16. Oktober 2021, Kursaal, Engelberg (Uraufführung am Festival Zwischentöne)

Gérard Zinsstag über sein Notturno:
Der Kompositionsprozess beginnt, wenn eine Idee Konturen bekommt: Am Anfang steht meistens ein Nukleus, der sich in alle Richtungen erweitert und vernetzt, dann entstehen Kreise und allmählich entwickeln sich wiederum Verästelungen und Verzweigungen wie bei einem Baum. Die Kreise gehen weiter, werden Linien und Textur zugleich, und so entsteht langsam eine Form, als ob alles organisch schweben würde.
Das Notturno ist in einem Satz komponiert und hat am Anfang eine gewisse Affinität zum ersten Satz meines Klavierquartetts (2019 in Salzburg uraufgeführt). Das Anfangsmotiv kommt vom Klavier und wird gleich von der Klarinette übernommen. Gleichzeitig entstehen anhaltende Streicherklänge, die eine Art Klangteppich bilden. Wenig später übernehmen die Streicher dasselbe Motiv, entwickeln es weiter zu einer feinen Polyphonie, während die Klarinette mit dem Klavier mittels schneller Figuren dialogisiert. Bald erklingen die ersten weichen, statischen Mehrklänge der Klarinette, von den schnellen Figuren des Klaviers begleitet und die Streicher erhalten die Rolle eines „Resonanzbodens“. Darauf gibt es einen kurz andauernden Rollenwechsel. Die Reprise, quasi als Coda, wird von der 2. Violine eingeleitet und dann von den anderen Instrumenten übernommen. Nach einer Fermate verändert sich das Material: Es handelt sich nun um hohe, lange Töne, die langsam herabfallen, fast wie ein Lamento, und nur vereinzelt sind noch ab und zu kurze Reminiszenzen an das Anfangsmotiv zu erkennen. Die Musik bekommt allmählich neue Konturen, es entsteht eine Art melancholische Stimmung, die Figuren wiederholen sich, kreuzen sich, werden noch kurz ein letztes Mal vom Klavier und der Klarinette unterbrochen. Jetzt erfolgt kanonisch eine strenge Folge von 9 Noten, deren Dauer stufenweise immer länger wird und die ununterbrochen bis zum Schluss führt: Die Klänge verändern sich graduell zu weichen, fast tonlosen Geräuschen. Allein das Klavier markiert den Diskurs, am Schluss nur noch mit abgedämpften Saiten: Die Musik ist fertig, die Nacht ist eingebrochen.

24 plays