À propos du morceau
- Ajouté le 14 août 2019
- Année de création 2014
- Label Eigenproduktion SRG
- 362 plays
Crédits
Olivier Darbellay, Hörner, Philharmonia Zürich, Fabio Luisi, Dirigent
Einige Überlegungen zur Entstehung des Stückes.
Eigentlich entspringt überraschenderweise die Idee zur Disposition der solistischen Instrumentenkonstellation gewissen uralten Fakten aus einer grauen Vorzeit.
Dem ersten Kapitel der Bibel, der Genesis, entnehmen wir folgende Sätze:
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser... Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Durch die Trennung von Licht und Dunkel entstand der erste Tag...“
Erde, Licht, Wasser, Pflanzen, Tiere, der Mensch: Eigentlich unglaublich, dass die astrophysikalischen und biologischen Evolutionsvorstellungen der heutigen Wissenschaftler auf den Punkt dem 1. Kapitel der Bibel „folgen“, mit dem kleinen Unterschied allerdings, dass den „Tagen“ Milliardstel von Sekunden bis Milliarden Jahre entsprechen!
TRITTICO „erzählt“ die Geschichte des Horns, einem der ältesten Instrumente der Menschheit.
Die Wurzeln des Wortes „Horn“ sind in fast allen Sprachen sehr ähnlich. In „Shofar“ (israelisch), in „Kürt“ (ungarisch), in „Cor“ und „Horn“ ist der rollende Buchstabe „R“ enthalten, sowie ein klingender Vokal... Ein Hinweis also, dass diese Konstellation einen ganz alten Gegenstand bezeichnet.
Das Stück beginnt mit einem leeren Takt... Allmählich steigen äusserst leise Atemgeräusche aus dem „Erdboden“ auf, die delikat, „dal niente“ von den schwach erklingenden Tam-tams eingehüllt werden (zu den leisesten Instrumenten im Orchester gehört paradoxerweise das Schlagzeug, genau so wie übrigens das gestopfte Horn!). Ein Wassergong gesellt sich zu diesem klanglichen Urgrund... Später löst sich ein Lichtstrahl der Oboe und der Klarinette aus den dunklen Klangfarben.
Für den Bau eines der ersten Hörner der Musikgeschichte brauchte es viele „Ingredienzien“: Erde, Licht und Wasser, um das Pflanzenwachstum zu ermöglichen (das Alphorn wurde aus hohlen Baumstämmen gefertigt, die gebogen an einem steilen Hang gewachsen waren). Und, last but not least, den Atem des Menschen, um dem Instrument Töne zu entlocken!
TRITTICO ist Olivier Darbellay „auf den Leib“ geschrieben. Als vielseitiger Hornist pflegt er schon seit längerer Zeit neben dem modernen Horn das Blasen auf Hörnern aus alten Zeiten. Das 1991 entstandene SPECTRUM, das ich für den Naturhornwettbewerb in Bad Harzburg im Auftrag von Hermann Baumann geschrieben hatte, war das erste Stück, das er regelmässig mit dem Naturhorn aus Mozarts Zeit interpretierte. Später schrieb Heinz Holliger (2006) für Kai Wessel (Countertenor) und Olivier Darbellay (Naturhorn) das Duo INDUUCHLEN, ein sehr anspruchsvolles Stück, das am Lucerne Festival uraufgeführt wurde.
In letzter Zeit entstandene Kompositionen für das Alphorn ergänzen sein Repertoire.
So lag es nahe, ein dreisätziges Werk für drei Horntypen zu schreiben.
Die Herausforderung ist, entsprechend, eine dreifache:
- auf dem, bezüglich Atemtechnik „widerstandslosen“ Alphorn (die Hand kann leider nicht in den Schallbecher eingeführt werden!) ist die Gestaltung der Naturtöne einzig durch den Luftstrom und den Lippendruck möglich.
- Das Naturhorn aus der Zeit Mozarts (eigentlich ein aufgerolltes Alphorn, das gleich lang ist wie jenes) erfordert ein äusserst geschmeidiges Zusammenspiel von Luftsäule, Lippen und Hand. Die gestopften Töne sind vorherrschend. Durch das Stopfen kann das Tonreservoir dieses Instrumentes verdreifacht werden. Das Einführen der geschlossenen Hand in den Schalltrichter ermöglicht einerseits eine Erhöhung des Klanges um einen halben Ton durch Verkürzung der Luftsäule, andererseits kann die geöffnete Hand die Luftsäule verlängern, was zu einer Vertiefung um einen halben Ton führt. In beiden Fällen wird der Klang nasaler.
- Das moderne Horn, das den Bläser von allen „Tricks“ befreit, die früher nötig waren um möglichst viele Töne zu erzeugen, erlaubt endlich ein virtuoses chromatisches Spiel auf dem heikelsten Instrument des gesamten Orchesters.
Entsprechend sind die drei zu einem Tryptichon vereinten „Klang-Bilder“ angelegt: Lange, an den „Alpsegen“ gemahnende Töne auf dem Alphorn (das allerdings zungentechnisch trotz des sehr reduzierten Tonvorrates viele virtuose Tonfolgen ermöglicht) stehen im Vordergrund. Da eine, im üblichen Sinne bewegte Kadenz mit Läufen und Verzierungen nicht möglich ist, ruft der Solist einige Soloinstrumente im Orchester auf, kleine, bewegliche Einlagen zu spielen.
Das Naturhorn bläst in der Folge im langsamen Satz vorwiegend gestopfte, sehr leise Töne. Eine besondere Intimität des melodischen Ablaufs ist die Folge und gemahnt an ein Wiegenlied. Das Orchester begleitet im äussersten ppp-Bereich und Bassklarinette, Oboe und Fagott antworten dem Solisten entsprechend delikat.
Im dritten „Bild“ dann die Befreiung: der Solist ist endlich in der Lage, alle chromatischen Töne zu blasen. Die vier Orchesterhornisten stimulieren denn auch den Solisten (mit dem gleichen Aufruf des Alphorns wie im 1. Satz), ein paar virtuose, verspielte, quasi „improvvisando“ empfundene, kadenzartige Tonfolgen vorzutragen, die schliesslich zu einer choralartigen Coda führen.
So rundet sich die Freske in Zeit und Raum ab und beschliesst die „kleine Geschichte des Horns“ in einem einzigen Stück organisch ab.
J-L. D.
Jean-Luc Darbellay
D’abord formé au Conservatoire de Berne (clarinette), il se perfectionne auprès de Pierre Dervaux (direction), et d’Edison Dénisov (composition). Ensuite il travaille avec...