À propos du morceau
- Ajouté le 29 avril 2022
- Description
Andrea Mattevi
Der Komponist und Bratschist Andrea Mattevi studierte am Konservatorium in Trient Violine, Viola und Komposition.
Er tritt als Solist, in kammermusikalischen Formationen (Gründer des Ensembles MotoContrario) und mit Orchestern auf und hat bereits mit bedeutenden Orchestergruppen und Einrichtungen wie dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI (Turin), dem Haydn Orchester (Trient und Bozen) und dem Teatro Petruzzelli (Bari) zusammengearbeitet. Zu den zahlreichen Musikfestivals in Italien und Europa, bei denen Mattevis Werke zur Aufführung kamen, zählen unter anderem das Sound of Wander (Mailand), das Festival des Dèdalo Ensembles (Brescia), die Encuentros Sonoros (Sevilla), das Festival des Appassionato Ensembles (Como), das Festival IlSUONO (Città di Castello), die Philharmonische Gesellschaft Rovereto, die Philharmonische Gesellschaft Trient, das Festival geistlicher Musik in Trient, Mondi Sonori (Trient) und das VIPA Festival (Valencia).«Respiro sul lato dell'abisso»
Im Innern jedes Menschen gibt es einen Ort, an dem alles weit und tief erscheint, einen unendlichen Raum am Rande unserer Seele. Nur wenige Erlebnisse bringen uns an diese Grenze, und es scheint, als würden uns diese Erfahrungen im gleichen Masse von der Wirklichkeit wegtragen, wie sie uns einer zutiefst persönlichen, innerlichen und ursprünglichen Wahrheit zuführen. An diesen Ort muss ich denken, wenn ich mir die Worte des Philosophen Blaise Pascal vergegenwärtige: «Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume macht mich schaudern.» In seinem Versuch, das Problem des Seins rational zu erklären, sagt Heidegger, dass das Sein, das sich vom Seienden zurückziehe, das Nichts in sich selbst annehme und sich an diesem Ort als Nicht-Seiendes, Nichts-Seiendes, Nichts offenbare. Die Angst vor der schwindelerregenden Unendlichkeit manifestiert sich auch in Baudelaires Vers «Endlosigkeit nur sehe ich durch alle Fenster...». Dieser Ort, an dem das Nichts mit der Unendlichkeit zu verschmelzen scheint, ist für mich letztlich ein Abgrund.
Wie in einer Dante’schen Seelenreise an die Grenze zur Unendlichkeit wollte ich in Respiro sul lato dell‘abisso diesen Ort durch die Bilder der Musik betreten, begleitet von den Gedanken verschiedener Schriftsteller und eingedenk der Worte des Lyrikers Pietro Nigro aus Syrakus in der Gedichtsammlung Astronavi dell‘ani- ma. Acht Stücke sind daraus geworden, vereint durch einen Kreis gemeinsamer Elemente, die verschiedene musikalische Atmosphären durchmessen. Unser Atem, dieser Hauch tief in unserem Innern, der so eng mit unserer Gefühlswelt verbunden ist, trägt uns auf dieser Reise an den Rand des Abgrunds. Der Atem manifestiert sich einerseits ganz real und physisch wahrnehmbar, er ist aber auch ein Auf und Ab klanglicher Wellen. Die Zeit erscheint zuweilen als etwas Rhythmisches, Geballtes, Heftiges, doch manchmal, wenn ein verwirrendes Geflecht zeitlicher Überlagerungen unterschwellige Wahrnehmungen entstehen lässt, ist dies der Beginn einer auf den ersten Blick vereinzelten und unbedeutenden, aber schliesslich dennoch kraftvollen Evolution.
In I. Sospeso il pensiero (Schwebender Gedanke) wird die Stille zerrissen, und es öffnen sich die Türen zu einem Raum, der in einer Vielzahl ruhiger, langsamer Pulsationen schwebt; nach und nach entstehen volltö- nende Orchesterfarben, und wir gelangen zu II. Risplende la luce (Es erstrahlt das Licht), einem Tanz aus Orchesterfarben.
In III. Penetra l’eterno (Durchdringung der Ewigkeit) dominieren unterschwellige, einander überlagernde klangliche Atemzüge, die hinführen zum verzweifelten IV. Sfaldando la volta (Das Gewölbe stürzt ein).
In V. Ai confini (An der Grenze) wird die Spaltung in zwei musikalische Materien spürbar, eine davon eher starr und konkret, die andere eher biegsam und fliessend.
VI. Sfumano silenzi d’attesa (Die Stille der Erwartung wird aufgelöst) bringt die Farben des zweiten Satzes zurück, diesmal sind sie jedoch etwas blasser und lassen Raum für eine spannungsvolle Lyrik.
In VII. Sul lato dell’abisso (Am Rande des Abgrunds) schliesslich ereignet sich die wahre Spaltung zwischen Sein und Seiendem, und indem sich die Türen zum Nichts öffnen, tritt die wirkliche und wahrhaftige Angst unseres Da-Seins zutage. In der schwebenden und unbeständigen Atmosphäre von VIII. Voci di uomini e di dei (Stimmen von Men- schen und Göttern) wird einem unendlichen Zyklus von Atemzügen das hyperuranische Gefilde der Metaphysik eingeschrieben. «Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.» - Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse - Année de création 2021
- Régisseur (vidéo) Johannes Bachmann (Film) | Joël Cormier (Ton)
- 9 plays
Crédits
© HMF Productions
Kaum ein Musiker prägte das Basler Musikleben so stark wie Paul Sacher (1906–1999). Er widmete sich als Dirigent, Auftraggeber neuer Kompositionen sowie als Förderer und Mitglied zahlreicher...