Biography
Charles Uzor wurde 1961 in Udo Mbaise, in Nigeria geboren. 1968, während des Biafrakriegs, kam er in die Schweiz. Nach seinem Schulabschluss studierte er Oboe und Komposition in Rom, Bern und Zürich. Nach dem Studium an der Royal Academy of Music, London (Oboe bei Hunt, Komposition bei Henze) erhielt Charles Uzor 1990 das Recital-Diploma sowie den Master in Komposition (University of London). Die Dissertation über Melodie und innerliches Zeitbewusstsein schloss er 2005 am Goldsmith College der University of London ab.
Uzors Schaffen umfasst Opern, Tanz-, Orchester- und Chorwerke, sein Hauptinteresse liegt jedoch auf Werken für kleine Besetzungen. 1993-98 war geprägt von der engen Zusammenarbeit mit verschiedenen Ensembles: Ensemble La Notte (Dir. D.Beriger), Ensemble Quasi Fantasia, Carmina Quartett und Percussion Art Ensemble Bern. Zu Uzors frühen Werken gehören Canto, Notre Vie, Ricercare, Zimzum, Go und Echnaton's Hymnos an Aton, eine 30-minütige Arie für hohen Tenor aus dem Opernfragment Solar Eclipse, die am Opernhaus Kairo aufgeführt wurde. Das Ballett Go wurde 2001 mit dem internationalen Kompositionspreis der Onassis-Stiftung ausgezeichnet. Die Opera Savone Black Tell wurde an der Expo 02 in Murten in Zusammenarbeit mit vier Schweizer Komponisten aufgeführt. Uzors Violinkonzert erhielt 2010 eine Uraufführung mit Rahel Cunz und dem Nouvel Ensemble Contemporain.
In Uzors mittlerer Schaffensphase stehen kammermusikalische Formationen in Verbindung mit Elektronik: Shakespeare`s Sonnet 65 für Streichquartett und Tonband, qui ainsi me refait… für Gitarrenquartett, qui plus aime… für Schlagzeugquartett und Tonband, a chantar… für Klarinettenquintett und Tonband und sweet amygdala für Violine, Klavier und Tonband. 2011 verbrachte Uzor ein Sabbatical in New York, San Francisco und Berkeley, wo er Fred Lerdahl kennenlernte.
In seinen jüngsten Werken beschäftigt sich Uzor mit den Phänomenen Identität, Täuschung und Natur. Es entsteht der Mimicri-Zyklus und die Werke Varek für Mezzosopran und Klavier, spleen/mimicri für Klavier und Tonband (2012 am Münchner Adevantgarde-Festival uraufgeführt) und Mothertongue für Mezzosopran, Ensemble und Tonband.
In Nri/mimicri für Perkussionsquartett, Ondes Martenot und Tonband werden Vogelgesänge und Luftakustik um bis zu acht Oktaven vertieft und durch die Ondes Martenot imitiert.
Die tiefe Freundschaft mit dem Komponisten und Dirigenten Rupert Huber inspirierte Uzor zum Ave Maria –Zyklus. Das fünfteilige Werk für gemischten Chor a cappella wurde vom SWR-Vokalensemble uraufgeführt.
2018 wurde vom Duo Lux nova die Komposition sephardic lilt/mimicri in der Hamburger Elb-Philharmonie uraufgeführt. Im Frühjahr 2019 kamen 2 Songs on Poems by Giorgos Seferis für Frauenstimme, Klavier und Klangschalen zur Uraufführung. 2020 schrieb Uzor Seferis. mimicri. To Radiophono für Mezzosopran, Violine und Ondes Martenot. Uzors frühe und mittlere Werke wurden auf CD eingespielt und vom Rundfunk ausgestrahlt. 2005 produzierte col legno die CD Ricercare mit Orchesterwerken, 2007 kam bei NEOS Quartets/Quintet heraus. 2018 publizierte Uzor bei NEOS die Doppel-CD mimicri/pieces for tape.
2019 erhielt Charles Uzor von Stadt und Kanton St. Gallen die Werkbeiträge für Musik.
2019/2020 wurde in St. Gallen und Bern Mothertongue, sowie 8’46’’ George Floyd in memoriam uraufgeführt.
2020 erhielt Uzor einen Kompositionsauftrag des KammarensembleN für Qualia für Harfe, Ensemble und Tonband. Im Frühjahr 2021 erscheint bei NEOS Uzors 4. CD mit dem Zyklus Mothertongue.