About the Track
- Added on 13 February 2024
- Description
Wie die ersten beiden Stücke geht auch Stefan Wirths "Mnemosyne" für Sopran und grosses Ensemble auf die Poesie zurück. Vorlage ist hier das gleichnamige Gedicht des späten Friedrich Hölderlin, der darin die ganze Schwere seiner Existenz – das Gedicht entstand kurz vor seinem Zusammenbruch – zum Ausdruck brachte. «Ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht», heisst es an einer Stelle – und das ist beinahe programmatisch zu verstehen - denn wie so oft bei Hölderlin wird auch hier die Form gesprengt, ganz zu schweigen davon, dass verschiedene
Fassungen des Gedichts existieren.
Wirths Komposition, die der Sängerin Christina Daletska und dem CNZ zu dessen 30-jährigem Bestehen gewidmet ist, verarbeitet dieses Ungebundene gleich auf mehreren Ebenen: Erstens werden verschiedene Fassungen des Gedichts kombiniert und um weitere Textfragmente
aus der Spätphase Hölderlins erweitert. Zweitens werden die Texte nicht nur von Christina Daletska gesungen, sondern auch von verschiedenen Ensemble-Gruppen gesprochen respektive geflüstert. Drittens bleiben die Musiker*innen nicht auf den gewohnten Positionen, sondern verteilen sich im Laufe des Stücks immer mehr im Raum und nehmen neue Spielpositionen ein. Und viertens ändert auch die Musik mit der räumlichen Dynamik ihren Charakter – sie wird freier, individueller. Die einzelnen Stimmen lösen sich allmählich aus dem Ensemble und spielen dann mehrheitlich unabhängig voneinander, aber auch mehrheitlich unabhängig von der Dirigentin. So entsteht eine zentrifugale Bewegung, die das Stück immer mehr dezentralisiert – mutmasslich ganz im Sinne Hölderlins. - Year of creation 2023
- Label Eigenproduktion SRG
- Director Marcel Babazadeh
- 102 plays
Credits
Christina Daletska, Sopran
Collegium Novum Zürich
Yalda Zamani, Leitung
Konzertaufnahme: 28. Oktober 2023, Tonhalle Zürich (Uraufführung)
Videoregie: Marcel Babazadeh
Musikregie: Moritz Wetter (SRF)