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Basel Composition Competition - Versungen - neo
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Versungen

107 plays
Composer
Benjamin Scheuer
Interpreters
Sinfonieorchester Basel Francesc Prat
Composition, Orchestra
35 tracks

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Added on 11 March 2020

Description

BENJAMIN SCHEUER (1. Preis)
In Benjamin Scheuers Musik dreht sich alles um direkt erfahrbare Sinnlichkeit und Humor. Freude am Musizieren und die Suche nach ungewöhnlichen Klängen sind ihm ein ständiger Antrieb – dabei tun sich durchaus einmal Abgründe auf, es darf aber auch gerne gelacht werden. Im Alltag gefundene Klänge werden als Objekte direkt auf der Bühne präsentiert oder als Aufnahmen zugespielt: Hier gilt stets Scheuers Ansatz der «Live-Elektrik» - elektronische Klänge werden immer mit den einfachsten und billigst möglichen Mitteln erzeugt. Denn nicht die Technik, sondern der Mensch in seiner Individualität und Fehlbarkeit steht im Zentrum seines Interesses.
Benjamin Scheuer studierte in Hamburg und Karlsruhe, zuletzt bei Wolfgang Rihm. Seine Kompositionen werden jedes Jahr in diversen Ländern und von renommierten Ensembles aufgeführt. Unter anderem erklang «Zeitraum» (2012) für 600 Spieler im Fussballstadion Hannover und mit den 2012–14 durchgeführten «Notfallkonzerten» leistete er zusammen mit dem Orchester im Treppenhaus einen bescheidenen Beitrag zur Rettung der Welt mit Musik von heute. Benjamin Scheuer ist u.a. Träger des Bachpreisstipendiums der Stadt Hamburg und des Busoni-Preises der Akademie der Künste Berlin. Er erhielt Arbeitsstipendien für das Herrenhaus Edenkoben, das Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg, die Cité des Arts in Paris und den Künstlerhof Schreyahn. Als Gründungsmitglied des Musiker ohne Grenzen e.V. reiste er regelmässig nach Ecuador, wo er benachteiligten Jugendlichen Musikunterricht gab.

VERSUNGEN
Das Stück «versungen» handelt von fehlerhaften Melodien. Das Orchester hat hier die Aufgabe zu «sprechen » und zu «singen»; es erforscht die narrativen Eigenschaften der musikalischen Linie und der Gestik. Doch wie schon aus dem Titel hervorgeht, sind die in diesem Stück erklingenden Melodien alles andere als perfekt. Eine elegante Linienführung und vollendete Gesangskunst sucht man hier vergebens. Erkundet wird stattdessen die fragile Schönheit eines verfremdeten «Ohrwurms», eines Songs, den man irgendwo aufgeschnappt hat, dessen exakte Melodie einem aber nicht mehr gegenwärtig ist. Mit der Rhythmik und Tongebung stimmt irgendetwas nicht. Wie werden die «Ohrwürmer» in das Stück eingebaut? Ausgangsmaterial ist die «Vokalise» – eine Zusammenstellung spontaner vokaler Improvisationen des Komponisten, die aufgenommen und dann niedergeschrieben wurden. Es handelt sich um eine Ansammlung misstönender Phrasen, die irgendwo zwischen Gesang und Sprechgesang angesiedelt sind. Sie weisen durchweg Bezüge auf, die unbewusst aus dem musikalischen Gedächtnis des Improvisators abgeleitet werden und die auch trotz des Filters der Vergessenheit noch mehr oder weniger klar erkennbar sind. Die Niederschrift findet sich auf der ersten Seite und diente gleichsam als «Fahrplan» für die Komposition des Stücks. Bei der Orchestrierung dieser Sammlung gesungener Fragmente ging es vor allem darum, so weit wie möglich die originalen Klangeigenschaften der Orchesterinstrumente zu nutzen. Mikrotonale Mischklänge und Glissandi schaffen eine Parlando-Ausdrucksskala, die von Geplauder im Flüsterton bis zu wildem Geheul reicht.

Year of creation
2019
Director
Johannes Bachmann

107 plays