Biographie
Trotz der klassisch avantgardistischen Klangsprache geht es Hefti um Expressivität, um einen den Hörer unmittelbar ansprechenden Ausdruck. Er liebt kräftige Kontraste und verschmäht bei Gelegenheit auch die intensive Kantilene nicht. Seine Musik ist der steigernden Verdichtung fähig und kann furiosen Drive entwickeln. (Süddeutsche Zeitung)
David Philip Hefti gehört als Komponist und Dirigent seit Jahren zu den namhaftesten und erfolgreichsten Schweizer Musikern. In der aktuellen Spielzeit 2023/24 wird er beim Zermatt Music Festival als Composer in Residence in seinen wichtigsten Tätigkeitsfeldern in Erscheinung treten. Der Ausgangspunkt dieses Engagements ist die Uraufführung von Des Zaubers Spuren, einem Oktett zum 40-jährigen Bestehen des Scharoun Ensembles Berlin. Ebenso wird er als Dirigent des Zermatt Festival Orchesters auftreten und als Dozent die Akademistinnen und Akademisten betreuen. Kurze Zeit später wird Des Zaubers Spuren als deutsche Erstaufführung im Jubiläums-Konzert zum 40-jährigen Bestehen des Scharoun Ensembles in der Berliner Philharmonie zu hören sein. Reinhold Friedrich wird eine Geburtstags-Miniatur für Wolfgang Rihm Fanfare für Wolfgang – für Piccolo-Trompete solo zum ersten Mal präsentieren und das neue Werk Reigen – Mosaik für Violine und Klarinette setzt die Zusammenarbeit mit Violinistin Patricia Kopatchinskaja und Klarinettist Reto Bieri fort. Zum Spielzeit-Ende wird das Stradivari Quartett Heftis achtes Streichquartett in Prag, Zürich und Basel zur Uraufführung bringen. Aktuell arbeitet er an einem Solo-Stück für Violine als Pflichtstück beim zweiten internationalen Violin-Wettbewerb der Guadagnini-Stiftung in Stuttgart.
David Philip Heftis rund 90 Werke umfassen Orchester-, Vokal- und Kammermusik. Darunter finden sich groß besetzte Orchesterwerke, Solokonzerte, Werke für Kammerorchester, Streichquartette, Solostücke, Liederzyklen sowie zwei Opern. Er arbeitet mit Künstlerinnen und Künstlern wie Benjamin Appl, Juliane Banse, Mojca Erdmann, Viviane Hagner, Patricia Kopatchinskaja, Christian Poltéra, Lawrence Power, Hartmut Rohde, Baiba Skride, Jan Vogler und Antje Weithaas, die seine Werke leidenschaftlich aufführen.
Als Dirigent und Komponist arbeitete er mit zahlreichen Orchestern und Ensembles zusammen, darunter das Tonhalle-Orchester Zürich, das Bayerische Staatsorchester, das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Radio-Symphonieorchester Wien, das Orchestre symphonique de Montréal, die Tokyo Sinfonietta, die Berliner Barock Solisten, das Scharoun Ensemble Berlin, das Ensemble Modern, das Amaryllis Quartett und das Leipziger Streichquartett. Seine Orchesterwerke wurden u. a. von den Dirigenten Peter Eötvös, Cornelius Meister, Kent Nagano, Jonathan Nott, Michael Sanderling, Mario Venzago und David Zinman aufgeführt. Einladungen brachten ihn zu Musikfestivals wie Wien Modern, Beijing Modern, Ultraschall Berlin, Lucerne Festival, Gstaad Menuhin Festival, Schleswig-Holstein Musikfestival, Heidelberger Frühling, Festival Pablo Casals in Prades, Dvorak-Festival in Prag und Suntory-Festival in Tokio.
Im Mai 2017 feierte seine erste Oper Annas Maske unter der Leitung von Otto Tausk Uraufführung am Theater St. Gallen. Im Zentrum steht die wahre Geschichte der Schweizer Sängerin Anna Sutter, deren Leben sich auf tragische Weise mit dem Schicksal ihrer Paraderolle Carmen verband, als ihr ehemaliger Geliebter, der Dirigent Aloys Obrist, sie 1910 in Stuttgart ermordete. David Philip Heftis Tonsprache, die sich durch Transparenz, kammermusikalische Intensität und dichte Dramaturgie auszeichnet, manifestiert sich auch in seiner ersten Opernarbeit. Leuchtende Ekstase – und das ist die Pointe dabei – bedeutet dennoch keinen Verrat an Heftis ästhetischer Haltung, die sonst fragile, aus pointillistischen Klangtropfen gerinnende Akkordgebilde bevorzugt. (Neue Zürcher Zeitung)
Zum 150-jährigen Jubiläum der Tonhalle-Gesellschaft Zürich komponierte er sein zweites Musiktheaterstück Die Schneekönigin nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Die Uraufführung dieser musikalischen Erzählung für die ganze Familie fand im November 2018 in der Tonhalle Maag in Zürich in einer halbszenischen Aufführung statt. Die Titelpartie übernahm Sopranistin Mojca Erdmann, am Pult des Tonhalle-Orchesters Zürich stand David Philip Hefti selbst. Die CD-Aufnahme erschien bei NEOS und wurde 2020 mit dem Supersonic Award ausgezeichnet. Die Kälte der Schneekönigin tönt vielgestaltig. Da sind Weingläser, mit Wasser gefüllt: Ihr Klang erscheint so klar und transparent wie gefrorene Kristalle. Frostig und kühl wirken auch die seriellen Techniken, die stets das Erscheinen der Eisigen begleiten – akademische Rechenspiele, die zu leblosen Formeln erstarren. Im scharfen Gegensatz dazu vereinen sich Mikrointervalle und Obertöne zu schillernden Naturharmonien, die eine ungekünstelte, echte Wärme heraufbeschwören. (Neue Zürcher Zeitung)
In der vergangenen Spielzeit 2022/23 wurden mehrere Werke von David Philip Hefti uraufgeführt: Rhapsody – für Bariton und Orchester erklang auf Texte von Sir Salman Rushdie mit dem Solisten Benjamin Appl, begleitet vom Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter Case Scaglione. Es folgten Harmonia – für Saxophonquartett mit dem Kebyart Ensemble in der Tonhalle Zürich und im Stadtcasino Basel sowie die gefeierte Première von Heftis erster Ballettmusik Ans Ende der Zeit für das Ballett der Oper Graz in einer Choreographie von Beate Vollack. Die Kleine Zeitung schrieb darüber: Die Schritte des Sterbeprozesses nachzeichnend, zunächst drängend und drohend, geht die Musik in weich verführerische und schließlich existenziell schmerzliche Klänge über. Walter Küssner und Diyang Mei, beides Bratschisten der Berliner Philharmoniker, spielten in einer „Matinée für Tabea Zimmermann“ die Uraufführung von Vier Anklänge – für zwei Violen. Als Saison-Abschluss wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Berliner Barock Solisten mit einer Doppel-Uraufführung von Fünf Concertini – für Streichorchester und Vier Momente – für Flöte und Streichorchester (Philipp Jundt, Solist) bei den Kammerkonzerten Laufen fortgesetzt.
Neben David Philip Heftis Oper Die Schneekönigin erschienen zwei weitere Tonträger: Das Album Light and Shade, das die langjährige und enge Zusammenarbeit mit dem Amaryllis Quartett widerspiegelt, vereint die Werke An durchsichtigen Fäden für Mezzosopran und Streichquartett mit Maria Riccarda Wesseling, Concubia nocte – Musik zur zweiten Nachtwache (Streichquartett Nr. 5) sowie Danse interstellaire – Trauermusik für Bassett-Klarinette und Streichquartett mit Bernhard Röthlisberger und wurde vom Magazin Musik & Theater als "Musik von existenzieller Dringlichkeit" beschrieben. Darüber hinaus gab David Philip Hefti sein Debüt als Dirigent bei der Deutschen Grammophon. Das Album mit dem Titel Shades of Love: Klänge des K-Dramas entstand unter seiner Leitung gemeinsam mit hochrangigen Künstlern wie James Galway, Daniel Hope, Philipp Jundt, Sebastian Knauer, Albrecht Mayer und Richard O’Neill sowie dem Zürcher Kammerorchester und errang Platz eins der koreanischen Klassik-Charts.
2013 erhielt David Philip Hefti den Komponisten-Preis der Ernst von Siemens Musikstiftung und 2015 den Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Ausserdem gewann er die Kompositions-Wettbewerbe Pablo Casals in Prades, George Enescu in Bukarest und den Gustav-Mahler Wettbewerb. Seine Kompositionen werden bei Edition Kunzelmann und Edition C. F. Peters verlegt und erscheinen als CD-Aufnahmen u. a. bei Deutsche Grammophon, NEOS und col legno. Als Reaktion auf seine CD Changements wurde er von der Neuen Zürcher Zeitung für seine "ausgezeichnete Beherrschung des Orchesterapparates" als Komponist und Dirigent gelobt.
David Philip Hefti wurde 1975 in der Schweiz geboren. An den Musikhochschulen in Zürich und Karlsruhe studierte er Komposition, Dirigieren, Klarinette und Kammermusik u. a. bei Cristóbal Halffter, Rudolf Kelterborn, Wolfgang Meyer, Wolfgang Rihm und Elmar Schmid. Er arbeitet als Komponist und Dirigent und lebt mit seiner Familie bei Basel.
www.hefti.net
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