Lin Liao, Dirigentin
IANNIS XENAKIS (1922 - 2001)
ST/48-1,240162 (1962) CH-ERSTAUFFÜHRUNG
REBECCA SAUNDERS (*1967)
TRACES (2006)
JESPER NORDIN (*1971)
WAVE (2021) URAUFFÜHRUNG
MAGNUS LINDBERG (*1958)
MAREA (1989) CH-ERSTAUFFÜHRUNG
Das 4. Abo-Konzert der Basel Sinfonietta findet im Stadtcasino Basel statt und steht unter der Leitung der taiwanesischen Dirigentin Lin Liao. Das Publikum wird unter den hervorragenden akustischen Bedingungen des renovierten Musiksaals in die Wellen und Gesten des zeitgenössischen Orchesterklangs eintauchen können.
Das Konzert wird eröffnet mit einem Werk des griechischen Komponisten Iannis Xenakis mit dem kryptischen Titel «ST/48-1.240162», einem frühen Beispiel einer stochastischen, computergenerierten Komposition. Der Titel liest sich zwar wie die Version einer Software, die dahinterstehende Information ist aber überaus einfach: ST steht als Abkürzung für Stochastik, 48 gibt die Besetzungsgrösse an, die 1 bedeutet, dass es sich um die erste Komposition für diese Besetzung handelt, die restlichen Zahlen geben das Datum der Fertigstellung der Komposition an.
«Traces», ein Werk für Kammerorchester der für ihre feingewobenen Klangtexturen bekannten britischen Komponistin Rebecca Saunders ist ein Spiel mit der Stille, die von der Komponistin mit Tönen umkreist, manchmal aber auch rau und laut zunichte gemacht wird. Klangfarben, die spurenhaft auszumachen sind, und die doch immer im Nichts enden.
Das für die Basel Sinfonietta geschriebene Werk «Wave» des schwedischen Komponisten Jesper Nordin setzt sich mit den Möglichkeiten der Verwendung neuer Technologien in der Musik auseinander. Dabei kommt eine vom Komponisten entwickelte App zum Einsatz, mit deren Hilfe die Dirigentin über Bewegungssensoren das Orchester in Echtzeit aufnehmen, sampeln und wiedergegeben kann – und ihre Gesten zu Noten werden lässt! Eine visionäre Interaktion zwischen Mensch, Musik und Technologie.
Der finnische Komponist Magnus Lindberg strebt in seiner Musik danach, den Klang in seine physikalischen Einzelheiten zu zerlegen. Dabei untersuchte er auch die Eigenschaften von elektronisch generierter Musik und komponierte mit synthetischen Sinustönen. In jüngerer Zeit wandte er sich eher wieder einer instrumentalen Schreibweise zu. Der Computer dient ihm dabei als kompositorische Hilfe. Ergebnis dieser Neuausrichtung auf traditionelle Orchesterklangfarben ist «Marea», das von der monotonen Wiederholung der Gezeiten des Meeres inspiriert ist.
Ein Konzertabend, der uns in algorithmische Wellen des Klangs eintauchen lässt.