Kraftfelder

Ungeheure Energien, die das Publikum mitreissen und einen Sog entfachen, den man sich nicht entziehen kann: Dafür stehen John Luther Adams, nicht zu verwechseln mit John Adams, sowie Dieter Ammann. Unterschiedlicher könnten ihre Tonsprachen nicht sein. Und doch entwerfen beide lebendige, überaus natürlich und organisch entworfene Gewebe und Strukturen. Bei Adams ist eine starke Verbindung zur Natur allgegenwärtig, wie allein die «Become»-Werktrilogie zeigt.

Neben «Become Ocean» von 2013 gehören noch «Become River» von 2010 und «Become Dessert» von 2017 dazu. Alle drei Teile sind von den Orten geprägt, wo Adams jeweils wirkte. Bevor er in die Sonora-Wüste im Süden der USA und Norden Mexikos übersiedelte, lebte Adams in Alaska. Von der dortigen Westküste am Pazifik kündet «Become Ocean». Die drei Orchestergruppen verdichten sich im langsamen Zeitmass, bis sich zusehends ein rauschhafter Sog entwickelt.

Als aktuelle Dringlichkeit schwingt der Klimawandel mit. «Während das Polareis schmilzt und der Meeresspiegel steigt, drohen wir Menschen erneut buchstäblich zum Ozean zu werden», bemerkt Adams zu «Become Ocean». Dagegen arbeitet der Schweizer Ammann, auch als Jazz- und Rockmusiker bekannt, im Klavierkonzert «Gran Toccata» von 2016/19 mit höchst energetischen Kraftfeldern.

Es werden nicht nur die klangorchestralen und performativen Potenziale des Klaviers ausgelotet, sondern auch das Körperlich-Haptische und Performative. «Keine Sekunde Leerlauf, alles lebendig und im schönsten Sinn durchwachsen von Kraftlinien», so der Ende Juli 2024 verstorbene Komponist Wolfgang Rihm über die Musik des Multi-Stilistikers und Grenzgängers Ammann.

In Kooperation mit der Elbphilharmonie Hamburg

Foto von Lucia Hunziker

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