Das Mädchen mit den Schwefelhölzern

Musik mit Bildern von Helmut Lachenmann (*1935)

Schweizerische Erstaufführung

Choreografie und Inszenierung Christian Spuck | Musik Helmut Lachenmann | Musikalische Leitung Matthias Hermann | Bühnenbild Rufus Didwiszus | Kostüme Emma Ryott | Lichtgestaltung Martin Gebhardt | Video-Design Tieni Burkhalter | Choreinstudierung Raphael Immoos | Dramaturgie Claus Spahn, Michael Küster

SprecherHelmut Lachenmann
SopranAlina Adamski
SopranYuko Kakuta
Erstes KlavierYukiko Sugawara
Zweites KlavierTomoko Hemmi
ShoMayumi Miyata

Ballett Zürich
Junior Ballett
Philharmonia Zürich
Basler Madrigalisten

Kurzgefasst

Das Mädchen mit den Schwefelhölzern von Helmut Lachenmann gehört zu den bedeutendsten Musiktheaterwerken, die in den vergangenen fünfzig Jahren geschrieben wurden und ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Gegenwartsmusik trotz avanciertester kompositorischer Ansprüche ihren Weg zum Publikum findet. Lachenmanns Komponierstil verschränkt Klang und Geräusch, Wisch- und Klopfbewegungen, Anblas- und Schab-Aktionen, folgt einer radikalen Struktur- und Materialbefragung – und dennoch fügt sich seine Partitur zu einem überwältigenden, alle Sinne betörenden Musiktheater. Das hat dem Werk Kultstatus eingebracht und seit der Uraufführung im Jahr 1997 viele begeistert aufgenommene Aufführungen. «Musik mit Bildern» hat der deutsche Komponist sein einziges Musiktheaterwerk im Untertitel genannt. Das Stück erzählt Hans Christian Andersens todtrauriges Märchen von einem Mädchen, das an einem eisigen Silvesterabend barfuss an einer Hauswand im Schnee erfriert, weil niemand ihm ein Bündel Streichhölzer abkauft. Aufbegehrend gegen die Kälte und die Mitleidlosigkeit der Welt zündet es die Streichhölzer an und imaginiert im «Ritsch» der aufflammenden Hölzchen für einen kurzen Moment die Wonnen des bürgerlichen Wohlstands und schliesslich die tote Grossmutter, die das Kind mit in den Himmel nimmt. Für Lachenmann ist Andersens Märchen hochpolitisch: Seine Musik offenbart geradezu physisch wahrnehmbare Zustandsbeschreibungen eines einsamen, von der ganzen Welt im Stich gelassenen Menschen und fasst zugleich die Eiseskälte einer modernen Gesellschaft in Töne, die solche Verlassenheit hervorbringt. In unserer Neuproduktion von Lachenmanns Mädchen, die zugleich die Schweizer Erstaufführung ist, widmet sich Ballettdirektor Christian Spuck diesem alle Rahmen und Wahrnehmungsmuster sprengenden Werk und bringt es zum ersten Mal überhaupt als Ballett auf die Bühne. Spuck erweitert damit sein choreografisches Schaffen um eine wagemutige, alle Kräfte des Hauses herausfordernde Facette – Tanz, Bilder, Gesang und Lachenmanns faszinierend gestisch theatrale Musik, die auch den Zuschauerraum des Opernhauses zum Klangraum macht, verbinden sich zu einem Kunstabenteuer der ganz besonderen Art.

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