Uraufführungen
"Interferenza» für 16 Streicher «Tageskomposition» für 16 Soli und 8 Duos von Peter Cadisch
INTERFERENZE ’19 präsentiert gleich zwei neue Werke von Peter Cadisch an einem Tag: «Interferenza – una nuova forma per Carlotta» für 16 Streicher sowie die «Tageskomposition» für 16 Soli und 8 Duos. Die Stücke gehen zurück auf musikalisches Material, welches für das letztjährige Festival erarbeitet und da im intimen Rahmen in Soglio aufgeführt wurde. Die neuen Arbeiten erklingen nun im Dorf und darüber hinaus.
Dank der Sommertournee der Kammerphilharmonie Graubünden gelangt das Konzertstück «Interferenza» an verschiedenen Orten zur Aufführung, wobei die Aufführung in Soglio innerhalb des Festivals mit der «Tageskomposition» im Zentrum steht.
Die «Tageskomposition» besteht aus Soli und Duos, für die Streicher der Kammerphilharmonie. Wie Vögel, die von Dächern oder Bäumen herabzwitschern, spielen die Musiker*innen ihre Soli auf Balkonen von Häusern in Soglio, während die Duos ebenerdig angesetzt sind. Diese Klänge verschmelzen dabei mit der jeweiligen Geräuschkulisse. Alles ist auf Nähe und Distanz angelegt, kompositorisch wie auch szenographisch in der Darstellung der Soli und Duos im Dorf.
Die musikalischen Interventionen der «Tageskomposition» finden von 07:00 bis 18:00 Uhr statt. Die Soli zu jeder vollen Stunde sowie Viertel nach und die Duos um Dreissig nach, mit Ausnahme der Zeiten der zwei Veranstaltungen in der Kirche (10:00 und 16:00 Uhr) sowie der Tavolata (12:00 und 19:00 Uhr).
Das fünfminütige Konzertstück «Interferenza» verdichtet das musikalische Material und erklingt um 20:30 Uhr zum Abschluss des Festivals in der Kirche San Lorenzo.
TAGESKOMPOSITION, 16 Soli und 8 Duos
Musikalische Interventionen · Interventi Musicali
von Peter Cadisch mit der Kammerphilharmonie Graubünden
Verschiedene Orte · Luoghi Diversi | 07:00–18:00
Sommertournée: Muotathaler Nachtmusik
Konzert mit Werken von · Concerto con Opere di Paul Juon, Peter Cadisch, Heinz Marti, Peter I. Tschaikowsky
Kammerphilharmonie Graubünden unter der Leitung von Philippe Bach
Chiesa San Lorenzo | 20:30
Nel vicolo…
Mit Sibylle Omlin, Autorin
Gesprächsprojekt im Dorfkern von Soglio
Die Einwohner*innen von Soglio betrachten ihr Dorf als ein grosses Wohnzimmer, wo sich die Menschen in den Gassen, vor den Häusern, in den öffentlichen Gebäuden begegnen. Der Ort, in dem sich alte Handelswege kreuzen, ist vor allem in den Sommermonaten davon geprägt, dass Neuigkeiten getauscht werden, Fremde auftauchen und wieder verschwinden. Die Autorin Sibylle Omlin möchte bei INTERFERENZE ’19 im Dorf herumstreunen, sehen, stehen bleiben und mit Menschen sprechen, die den Weg kreuzen in den Gassen, auf den Plätzen, an den Brunnen, in den Wiesen. Vielleicht grüsst man sich, vielleicht setzt man sich kurz hin und erzählt sich etwas. Vielleicht passiert auch nichts. Der Zufall spielt bei diesen Begegnungen mit.
Vor allem die Orte, die durch das musikalische Projekt von Peter Cadisch bespielt werden, möchte Sibylle Omlin vor und nach den Aufführungen besuchen und warten, ob sie mit den Zuhörenden – Einheimischen oder Reisenden – ins Gespräch kommt. Sie wird Erinnerungen an das Gehörte (und auch Gesehene) festhalten, analog mit dem Schreibstift. Kurze Gesprächsfetzen werden in einem Notizbuch aufgeschrieben; Dialogformen und Einzelsätze werden mit anderen entstehenden Teilen von INTERFERENZE ’19 in Beziehung treten.
Nel Vicolo…
Sibylle Omlin
Verschiedene Orte · Luoghi Diversi | 07:00–12:00
Flüchtige Augenblicke des Glücks
mit Vehovar & Jauslin
Ein partizipatives Bild von Engeln, Spiegeln und dem Raum dazwischen
Ausgehend von Rainer Maria Rilkes Gedankengängen zu Engeln und Spiegeln laden Mateja Vehovar und Stefan Jauslin die Besuchenden ein, einen anderen Blick auf das tausendfach fotografierte Soglio – das «schönste Dorf der Schweiz» – zu werfen. Dazu stellen sie spezielle optische Gläser, sogenannte Interferenzfilter oder auch dichroitische Filter bereit. Neben deren Eigenschaft, einfallendes Licht in einer Farbe zu reflektieren und in einer anderen durchzulassen, sind sie auch Spiegel und Klarglas zugleich.
Durch diese Filter geblickt, entsteht ein neues, farblich verfremdetes und mehrfach überlagertes Bild des Betrachteten. Derart ausgestattet sollen Interessierte das Dorf Soglio erkunden – sei dies an den Aufführungsorten von Peter Cadischs Klangkunstwerk, auf Segantinis Lieblingswiese oder anderen vielleicht noch unentdeckten Winkeln. Mithilfe der Kamera des eigenen Smartphones werden auf diese Weise verborgene Schätze gehoben. Die so entstandenen Bilder können auf eine eigens erstellte Webseite geladen werden, von wo aus sie – vermengt mit den Bildern anderer Teilnehmender – wieder ins Dorf zurück projiziert werden. Es entsteht ein gleichzeitig wachsendes wie auch vergängliches, ortsspezifisches Werk jenseits der Postkartenidylle.
Flüchtige Augenblicke des Glücks
Vehovar & Jauslin
Soglio | Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang
Klang-Atelier
mit Pietro Maroni, Musikwissenschaftler
Ein ergänzender Beitrag zur «Tageskomposition» von Peter Cadisch
In Peter Cadischs «Tageskomposition» spielen die Interpreten vor ungewohnter Kulisse, so etwa draussen im Freien, an verschiedenen Schauplätzen Soglios. Dabei vermischt sich die Musik mit den Klängen und Geräuschen der unmittelbaren Umgebung, welche zum festen Bestandteil der Werkanlage werden. Eine neue Komposition entsteht aus dem Moment und Ort heraus.
Doch wie überhaupt klingt denn unsere Welt? Und was machen diese Klänge mit uns?
Die akustische Erfahrung der Welt hat sich über die Zeiten geändert. Die letzten Jahrzehnte sind geprägt von neuen Technologien und einer medial vernetzten Gesellschaft. Transdiszplinäre Forschungen im Bereich der Sound Studies oder der Sound History widmen sich zunehmend den akustischen Phänomenen unserer Zeit. Das Klang-Atelier möchte auf dieses Thema aufmerksam machen, sensibilisieren, als Ergänzung zu Peter Cadischs «Tageskomposition» im Rahmen des Festivals INTERFERENZE ’19.
Klang-Atelier · studio sonoro
Pietro Maroni
Chiesa San Lorenzo | 10:00