Betriebsanleitungen, Bekehrungen, Schminktutorials: Das und mehr bietet Youtube. Der Drummer Emanuel Künzi und der Keyboarder Oli Kuster klinken sich in diesen Videostrom ein. Sie sehen zu und spielen mit. Dabei eröffnen Ihre elektronischen Jazzimprovisationen einen frischen Blick auf den alltäglichen Wahnsinn auf unseren Bildschirmen.
Da unterstreicht Kusters Synthie die Traurigkeit eines Französisch-Kurses, der Sprachliebhabern das Blut in den Adern gefrieren lässt und Künzi hämmert zum Video «Distinctiveness» auf Unterschiede ein, bis der Wahnwitz offen zu Tage tritt.
Wer sich auf diese Reise durch die Youtube-Galaxie einlässt, darf auf zwei versierte Guides zählen. Die Musiker haben bereits diverse Projekte im Spannungsfeld zwischen Jazz und Elektro realisiert. Künzi ist bestens vernetzt und die Liste seiner Kollaborationen ist lang, darunter das Fischermanns Orchestra, Anna & Stoffner, Tim Berne/Gerry Hemingway Ensemble. Kuster spielt mit seiner Kombo, Moonmot, MenschMaschine, AEIOU und auch Keys bei Züri West.
2019 haben Künzi und Kuster im Rahmen der Jazzwerkstatt Bern angefangen, an diesem Projekt zu arbeiten. Inzwischen hat sich auch die britische Jazz-Saxophonistin Dee Byrne für ein Stück angeschlossen («Unboxing»). Erhältlich ist ihre musikalische Reise durch die youtube-Galaxis auf allen digitalen Plattformen.
klick me baby, one more time!
Diese musikalische Reise lädt ein zum Nachdenken über all das Heischen um Aufmerksamkeit, Kommentare und Likes. Was treibt all diese Video-MacherInnen an? Wer schaut ihnen zu? Eine Reise, die zum wilden Ritt durch die eigene Gedankenwelt werden kann. Wer dabei verloren geht, wird vom Kuster-Künzi-Sound wieder aufgefangen. Um direkt auf den nächsten Video-Link aufzuspringen, wo uns erklärt wird, dass wir alle «Astral Travelling» beherrschen.