Mit der Garzeit wird gemeinhin die Dauer des Wandlungsprozesses einer Ausgangsmaterie in ein Endprodukt beschrieben: Vom rohen Teig zum fertigen Brot wirken zahlreiche physikalische und chemische Prozesse. Ähnliche Vorgänge sind in der Schweiz vor 1971 spürbar: Es köchelt, gärt, simmert oder schwappt über – gar lange dauert jene Schmorprozedur, bis 1971 endlich das hart umkämpfte Frauenstimmrecht durch eine eidge- nössische Abstimmung in Kraft tritt. Undenkbar ist es allerdings, den Ofen heutzutage getrost aus- zuschalten, denn noch immer herrschen asym- metrische Verhältnisse in den verschiedensten Bereichen unserer Gesellschaft.

Garzeit ist das jüngste Projekt der Komponistin Stephanie Haensler und der Designerin Laura Haensler, die gemeinsam als LAUTESkollektiv an der Schnittstelle ihrer Disziplinen gesellschaftlich relevante Themen künstlerisch erfahrbar machen: Zeitgenössische Musik trifft auf Objektinstallation, Design befragt Komposition, Hörbares spiegelt sich in Sichtbarem. Durch die selbstverständliche Nähe und Durchmischung zweier künstlerischer Sparten entsteht auf direkte und nicht minder iro- nische Weise ein erweitertes Konzerterlebnis, das die historische Chronik des Frauenstimmrechts in der Schweiz auf haptische Weise erfahrbar macht.

In Auftrag gegeben von Prima Volta Zürich. Interpretiert wird das Werk vom MONDRIAN ENSEMBLE. Ivana Pristašová: Violine, Petra Ackermann: Viola, Karolina Öhman: Cello, Tamriko Kordzaia: Klavier

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