Das streiffQuartett ist die Nachfolgeformation des 3Gdrei-generationenquartetts. Nach preisgekrönten Einspielungen der Streichquartette Klaus Hubers, Heidi Baader-Nobs und jüngst des Schubert Quintetts und einer grossen Coronapause eine neue Annäherung an Beethoven im Spiegel neuer Musik, dabei vermischen sich verflossene Eindrücke in unserer Erinnerung, wir erahnen wunderbare Bilder und Klänge. So nimmt uns die koreanische Komponistin Sunjoo Cho mit auf eine Erinnerungsreise durch ihre Klangwelt: «Eine Erinnerung geschieht sehr plötzlich, wechselt in einem Moment zu einer anderen Szene und verfälscht sich im Verlauf der Zeit; all dies wird durch Kombination, Unterbrechung oder Änderung verschiedener Episoden in diesem Stück ausgedrückt. Die Wiederholung eines bestimmten metrischen Puls soll das Dasein hervorheben. Dieser Puls fungiert in meiner klanglichen Vorstellung als Öffner der Erinnerung an die Vergangenheit.»
Die in Delémont geborene Komponistin Heidi Baader-Nobs hat zuerst Violine und dann bei Jacques Wildberger Komposition studiert. Im vergangenen Winter mussten die Konzerte zu Ehren ihres 80. Geburtstages abgesagt werden. Ihre Werke sind von höchster Stringenz – umso überraschender präsentiert sich die Ballade pour Nouria als leicht hingetupftes «petit rien» mit zuweilen onomatopoetischen Anflügen.
Sebastian Meyer, der jüngste Komponist, stammt aus Basel und hat mit people of the 21st century eine nach innen gerichtete, fragile Musik erfunden, deren Klänge in ihrer Natur jedesmal anders erscheinen: Meyer erforscht das Obertonspektrum der vier Streich- instrumente, wobei die Multiphonics je nach Instrument, Bogen, Strichgeschwindigkeit und Kontaktstelle anders irisieren. Dies resultiert in einer Musik, die trotz ihrem äusserlich statischen Verlauf ein wunderbar farbiges Innenleben entwickelt – und was wäre ein besserer Einstieg in die atemberaubend schöne Cavatina von Beethoven. Denn, die drei Stücke aus dem 21.Jahrhundert sind eingekreist und kunstvoll verwoben in das Streichquartett op.130 von Ludwig van Beethoven, sozusagen der Hintergrund unseres kulturellen Gefüges. Dabei mag erstaunen, dass dieses Monument der Streichquartettliteratur mit leichtem Charme und tänzerischen Gesten erscheint, voller Witz. Da scheint es nur folgerichtig, den später kombinierten Alternativschluss als ultimatives Tänzchen zu spielen: Lasset uns tanzen – ein Wunsch für 2021!

Mit: Egidius Streiff (Violine), Daniela Müller (Violine), Mariana Doughty (Viola), Ekachai Maskulrat (Violoncello)

Programm: Beethoven (1770-1827): Streichquartett op.130 in B-Dur: I; Sunjoo Cho (*1988): Reminiscences (UA); Beethoven (1770-1827): Streichquartett op.130 in B-Dur: II & III; Heidi Baader-Nobs (*1946): Ballade pour Nouria; Beethoven (1770-1827): Streichquartett op.130 in B-Dur: IV; Sebastian Meyer (*1994): The people of the 21st Century; Beethoven (1770-1827): Streichquartett op.130 in B-Dur: V & VI

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