Wasser, Nahrung, Unterkunft, Schlaf, Sicherheit: das sind die wichtigsten menschlichen Bedürfnisse. Obwohl sie als Grundbedürfnisse gelten, haben wir oft Mühe, sie zu befriedigen. Alles, darüber hinaus wird zu einem Überschuss («Surplus»), der sich erdrückend anfühlen, aber auch die Tür zu dem öffnen kann, was uns individuell beseelt.

Das Concept Store Quartet wird als diesjähriges Ensemble der Saison über den Überschuss («Surplus») im Kontext von Konsum, Information und Verbindung sprechen und möchte dem Publikum Zeit und Raum bieten, um darüber nachzudenken, wie der Überschuss, dem wir täglich begegnen, in eine positive und kollektive Kraft umgewandelt werden kann. Das Ensemble entwickelt in «Surplus» sein massgeschneidertes Repertoire konsequent weiter und arbeitet mit Komponisten wie Daneil Zea, Alexandre Babel, Uros Rojko, Paul Clift und anderen zusammen.

Die Befriedigung der Grundbedürfnisse ist der Ort, an dem Konsumdenken gedeiht. «Du bist nur einen Klick davon entfernt, alles zu haben, was du willst». Und das alles in einer hübschen Pappverpackung! Natürlich ist alles sehr wichtig und notwendig. Die Kartons stapeln sich erst zu Hause, dann im Keller, auf der Strasse, schliesslich ist das ganze Universum damit gefüllt! «Box Tsunami», die Musikinstallation von Daniel Zea, zeigt wie ein magischer Spiegel das mögliche Ergebnis. Der Überschuss an Schachteln wird auch zu einer symbolischen Darstellung dessen, was sich dahinter verbirgt: die Suche nach Lebenszufriedenheit, Selbstwertgefühl, Liebe und Zugehörigkeit.

Seit der Erfindung des Buchdrucks ist der Sehsinn zum dominierenden Informationsübermittler geworden. Der Augenzentrismus hat in den letzten Jahren seinen Höhepunkt erreicht und uns unmerklich die Fähigkeit geraubt, die Welt mit anderen Sinnen zu verstehen, aber auch einen Teil des freien Denkens und der Vorstellungskraft in Beschlag genommen. Bild und Video sind zu den gängigsten Kommunikationsmitteln geworden. Die geballte Fülle an Möglichkeiten, die die elektronischen Geräte bieten, ist Faszination und Bedrohung zugleich. «Reports from the unseen» von Alexandre Babel versetzt das Publikum in eine Situation, in der es seine Sinne öffnen muss, um selbst zu entscheiden, was noch ein Überschuss an Informationen ist oder ob der Phantasie freien Lauf gelassen werden kann.

Wenn wir unsere physiologischen Bedürfnisse befriedigen, schaffen wir Raum für die drei übrigen Blöcke in der Pyramide unseres Wohlbefindens: Liebe und Zugehörigkeit, Selbstwertgefühl und Selbstverwirklichung. Dieses Kapitel («//inter-//») ist komplex, weil es zwischenmenschlich ist. Wir sind nicht in der Lage, irgendeines der oben genannten Elemente zu entwickeln, ohne eine bewusste Entscheidung darüber zu treffen, welche Beziehung wir zu anderen Menschen und zu Raum und Zeit haben. Das Überangebot an Hilfsmitteln, das uns heute zur Verfügung steht, lässt die Zeit schneller und die Welt kleiner erscheinen, verwässert aber auch ehemals klare Lösungen, indem es uns scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten bietet. Früher erfüllte uns die direkte Interaktion mit anderen Menschen, heute engagieren wir uns in der Gesellschaft mit Hilfe des Internets. Eine Diskussion über die anthropologischen, ethischen und moralischen Folgen der rasanten Entwicklung der Technologie liegt in unserer Verantwortung. Obwohl es sich überwältigend anfühlt, steckt dahinter ein hoffnungsvoller Gedanke – dass wir nie das Bedürfnis verlieren werden, einander nahe und miteinander verbunden zu sein.

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