Auch in seiner sechsten Ausgabe widmet sich Zwei Tage Strom den turbulenten Strömen aktueller elektronischer Musik. In Konzerten, Filmscreenings und einer Videoinstallation versammelt das Festival künstlerische Positionen aus den unscharfen Bereichen zwischen geläufigen Genres, Stilen und Szenen. Zwei Tage Strom interessiert sich dabei weniger für sicher abgesteckte und klar voneinander separierte Terrains als für vielfältig sich durchkreuzende und gegenseitig befruchtende Dynamiken. Improvisation oder Komposition, Objekt oder Instrument? Die Unterscheidungskategorien sind nicht zu haben, ohne dass etwas auf der Strecke bleibt.

Neben dem Konzertprogramm präsentiert Zwei Tage Strom in Zusammenarbeit mit dem Filmpodium Filme, eine Installation sowie eine Performance des finnischen Filmers und Künstlers Mika Taanila - im Filmpodium und im Kunstraum Walcheturm. Details unter 2tagestrom.ch

Francisco Meirino
Ioana Vreme Moser - Coquetta, Performance
Rian Treanor

Mika Taanila - Physical Ring
Multiscreen Video-Installation
19:00 -23:00 Uhr

Mika Taanila
Der Filmemacher und Künstler Mika Taanila hat ein humorvoll-verspieltes aber auch radikales Oeuvre geschaffen und gilt als einer der wichtigsten Vertreter finnischer Medien- und Filmkunst. Zwei Tage Strom präsentiert gemeinsam mit dem Filmpodium eine Werkschau mit Filmen, Installationen und einer Staubsaugerperformance - im Filmpodium und im Kunstraum Walcheturm.

Detailliertes Programm siehe 2tagestrom.ch

https://mikataanila.com

Physical Ring (Installation im Walcheturm)
Das Ausgangsmaterial dieser pulsierenden found-footage Installagion sind Bildaufzeichnungen eines anonymen physikalischen Experiments aus den 40er Jahren, dessen Zweck bis heute unklar ist. Durch den akribischen Schnitt werden die Forschungsaufnahmen zu einer beunruhigenden kinematografischen Fantasie. Die rhythmische Kombination der Bilder mit der Musik der finnischen Elektronik-Formation Pan Sonic erzeugt dabei eine eindringliche, soghafte und hypnotische Wirkung.

Francisco Meirino
Francisco Meirino ist ein in der Schweiz lebender Klangkünstler aus Lausanne. Seine Musik erforscht die Spannung zwischen programmierbaren Klangerzeugern und dem Potenzial für dessen Versagen. Sein Interesse gilt vor allem dem, was nicht aufgezeichnet werden soll: das Ende der Lebensdauer elektronischer Geräte, elektrostatisches Rauschen, magnetische Felder und die unkonventionelle Verwendung von Musikhardware und Soundsystemen und wie er diese klanglichen Fehler auf radikal unterschiedliche Weise in seinen Klangstücken ausnutzt.

Dabei setzt er die Klänge auf eine äusserst subtile Art ein. Nichts passiert in seiner Musik überhastend oder gedrängt, sondern lässt den Klangereignissen ihren Raum, sodass sie sich entfalten und ihre Eigenheiten präsentieren können. Mal pulsieren oder wiederholen sie sich, mal schwirren sie flirrend im Raum umher, oder verschwinden krachend in einer Ecke. Mit einem ungemein feinen Gespür überlagert er die Sounds, kombiniert sie zu wohl balancierten Texturen und kreiert so einmalige abstrakten Klangwelten.
Francisco Meirino verwendet in seinen Performances hauptsächlich einen modularen Synthesizer (Eurorack-Serge), verschiedene Mikrofone, den Computer,Fieldrecorder, Tonbandgeräte und Bandechos, EMF-Detektoren und verschiedene selbstgebaute elektroakustische Geräte.
Francisco Meirino ist seit Jahren als Klangkünstler aktiv und zeichnet sich durch verschiedenste Zusammenarbeiten mit internationalen Künstler:innen und Ensembles aus. Er erhielt 2003 den Award für Elektronische Musik Pro Helvetia Schweiz.
http://www.franciscomeirino.com/

Ioana Vreme Moser
Die in Rumänien geborene und in Berlin lebende Klangkünstlerin beschäftigt sich mit Hardware-Elektronik und taktilen Experimenten. Sie lässt einfache elektronische Komponenten und veralteten Elektroschrott mit ihrem eigenen Körper, mit organischen Materialien und zufällig gefundenen Objekten interagieren. Aus diesen Kollisionen entstehen synthetische Klänge, die persönliche Erzählungen und Beobachtungen über die Geschichte der Elektronik, ihre Produktionsketten und ihre Auswirkungen auf die Umwelt enthalten.
Die gesamte Website von Ioana Vreme Moser ist ein wunderschönes Sammelsurium voller genialer, oft zerbrechlicher Erfindungen. Es gibt Klangskulpturen aus Zucker, Glas, mit Fairchild-Chips aus den 1960er Jahren, die in Bonbons eingebettet sind ...
In ihrer Sound-Performance «Coquetta» kreuzen sich lärmende elektronische Instrumente mit Schminkutensilien und hochhackigen Schuhen.
Kosmetikutensilien wie Pinsel, Schwämme und Make-Up, Cremes, Kosmetika werden in klangerzeugende Geräte verwandelt - eine Schminkprozedur als sardonischer Verweis auf den grassierenden Schönheitswahn. Ioana Vreme Moser ist als Performerin und mit Installationen weltweit aufgetreten u.a.: National Gallery of Denmark, Akademie der Künste Berlin, Manifesta 14, Ars Electronica, Transmediale, Berlin.
https://www.ioanavrememoser.com

Rian Treanor
Die Musik von Rian Treanor basiert auf repetitiven rhythmischen Sequenzen und Patterns, die er in einem ureigenen musikalischen Kosmos zueinander fügt. Unüberhörbar sind dabei Einflüsse von Techno und anderen Clubmusiken, hört man sich aber seine Veröffentlichungen an - etwa das 2020 erschienene Album »File Under UK Metaplasm« -, so glaubt man in den stroboskopischen Soundverkettungen immer wieder auch jene Möglichkeit zu hören, die Treanor in seinem jüngsten Projekt gemeinsam mit dem ugandischen Musiker Ocen James realisiert: die Verbindung seiner durch und durch digitalen Ästhetik mit traditioneller afrikanischer Musik. Mit seinem selber entwickelten elektronischen Instrumentarium schafft Treanor eine unverkennbar eigensinnige und dennoch aus verschiedenen Richtungen zugängliche (und in verschiedene Richtungen anschliessbare) Musik, in der somit auch die zentrale Idee von Zwei Tage Strom gehört werden kann.
http://www.riantreanor.com

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